GERD HAGEDORN

 

  Stationen im Leben von 

Gerd Hagedorn


Es war in Remscheid, im Bergischen Land, wo ich, Gerd Hagedorn, im Jahre 1937 bei den Dominikanerinnen der Fabricius-Klinik unter dem Glockenläuten der Hauskapelle das Licht der Welt erblickte. Die Schattenseiten der Welt traten allerdings erst im Laufe der Jahre in mein Bewusstsein. Anno 1939 kam ich nach Düsseldorf, in eine Stadt, in der ich wichtige Stationen meines Lebens verbracht habe und die mir deshalb zur eigentlichen Heimatstadt geworden ist. Hier wurde ich 1943 in Lierenfeld eingeschult und konnte nach vier Jahren plus einem Jahr Kriegsverlust ab 1948 das Städt. Lessing-Gymnasium in Düsseldorf-Oberbilk besuchen.


Nach dem Abschluss des Gymnasiums 1954 mit der Mittleren Reife trat ich ins Berufsleben. Bei einem Düsseldorfer Unternehmen der Eisenschaffenden Industrie absolvierte ich eine dreijährige Lehre als Industriekaufmann und besuchte gleichzeitig die Kaufmännische Berufsschule mit zusätzlichen Abendkursen für Stenografie und Maschinenschreiben. Vom Krankenhaus aus bestand ich 1957 die Prüfung vor der Düsseldorfer Industrie- und Handelskammer und erhielt den Kaufmannsgehilfenbrief. Drei Jahre war ich dann noch bei meiner Lehrfirma als kaufmännischer Angestellter im Einkauf tätig. Gleichzeitig besuchte ich das Städt. Abendgymnasium, damals in Düsseldorf-Oberkassel, und machte dort 1961 das Abitur. Nebenher war ich noch viele Jahre in der katholischen Jugendarbeit stark engagiert als Leiter eines Pfadfinderstammes der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg in Düsseldorf-Unterrath.


Kurz nach dem Abitur ereilte mich ein Verkehrsunfall, der mich ein halbes Jahr Krankenhausaufenthalt kostete. Deshalb konnte ich erst zum Wintersemester 1961/62 mit dem Studium an der Bonner Universität beginnen und wurde als Priesteramtskandidat des Erzbistums Köln in das Collegium Albertinum in Bonn aufgenommen. Ich studierte Philosophie, katholische Theologie mit all ihren Zweigfächern und dazu Byzantinistik in Bonn, München, nochmals in Bonn und im Kölner Priesterseminar. Mein persönlicher Studienschwerpunkt lag auf der Ökumene und besonders auf den Kirchen des Ostens, was damals trotz des fast gleichzeitigen Zweiten Vatikanischen Konzils durchaus nicht immer und überall gern gesehen wurde. An allen meinen Universitäten habe ich keine Gelegenheit zu Vorlesungen und Seminaren auf diesem Gebiet ausgelassen und dabei auch mein normales Studium nicht vernachlässigt. Dankbar sage ich, dass die zusätzlichen Fächer mich sehr bereichert haben und meinen Horizont wahrhaft katholisch, das heißt allumfassend, werden ließen. An der Spaltung der Christenheit leide ich noch immer, und noch mehr an dem, was heute von den Kirchen teilweise als "Ökumene" angepriesen und praktiziert wird.


Im Juni 1968 wurde ich dann von S.E. Josef Kardinal Frings im Hohen Dom zu Köln zum Priester geweiht und feierte anschließend die Primiz in meiner Heimatgemeinde Heilige Familie in Düsseldorf-Stockum unter Teilnahme von orthodoxen und evangelischen Geistlichen mit einem eigens vom damaligen Kantor Wilhelm Gantenberg komponierten deutschen Hochamt. Dann trat ich meine erste Stelle als Kaplan an St. Josef in Düsseldorf-Oberbilk an. Dort war ich außerdem an drei, zeitweise an vier Schulen als Religionslehrer tätig, von der Sonderschule bis zum Gymnasium. Zusätzlich fungierte  ich  noch  als  Dekanats-Jugendseelsorger für die Frauenjugend im damaligen Dekanat Düsseldorf-Süd.


Schon 1970 packte ich wieder meine Koffer, denn Kardinal Höffner, der neue Erzbischof von Köln, beurlaubte mich zu einem weiterführenden Studium der Ostkirchenkunde nach Rom. Dort schrieb ich mich am renommierten Päpstlichen Ostkircheninstitut (Pontificio Istituto Orientale, PIO) in der Historischen Sektion der Theologischen Fakultät ein. Die lateinischen Vorlesungen waren kurz vorher zugunsten von Italienisch abgeschafft worden. Das eine hätte ich gekonnt, das andere konnte ich damals noch nicht. So lernte und studierte ich schließlich die wunderbare italienische Sprache, unter anderem an der Ausländeruniversität in Perugia,  und erhielt nach bestandener Abschlussprüfung  das staatliche Diplom  der "Conoscenza della Lingua Italiana" mit Bestnote. Das Studium der Ostkirchenkunde dauerte drei Jahre. 1972 machte ich das Lizentiat und 1973 das Kandidat zum Doktorat, jeweils mit summa cum laude. Leider ist meine Doktorarbeit über Papst Innozenz III. krankheitsbedingt nicht mehr fertiggeworden.


Von 1970 bis 1972 wohnte ich, wieder Student, in Rom im Kolleg der "Anima" und anschließend 6 Jahre im Collegio Teutonico, dem deutschen Priesterkolleg am Campo Santo im Vatikan. Neben dem Studium und meiner wissenschaftlichen Tätigkeit wirkte ich die ganze Zeit über mit an der Seelsorge für die deutschsprachigen Katholiken und Pilger in Rom, war gewähltes Vorstands- und Verwaltungsratsmitglied in der altehrwürdigen deutschen Erzbruderschaft vom Campo Santo Teutonico, machte gelegentlich Pilgerführungen, auch in den Katakomben, in den Vatikanischen Museen und in den Ausgrabungen unter dem Petersdom, hielt Vorträge, gab deutschen Sprachunterricht und arbeitete einige Zeit an der Römischen Kurie. Dort war ich   zuständig für die deutschsprachigen Belange in der "Päpstlichen Kommission (inzwischen: "Päpstlicher Rat") für die Seelsorge am Menschen unterwegs". Darunter versteht man alle diejenigen, die mindestens vorübergehend kein festes Dach über dem Kopf haben oder, kirchlich gesehen, zu keiner eigenen Pfarrei gehören: Flüchtlinge, Asylanten, Nomaden, Sinti und Roma, Zirkusleute, Wanderarbeiter, aber auch Pilger, Studenten, Fernfahrer der TIR, Camper, Touristen,  deren Gastgeber und Dienstleister  und alle, die auf Straßen, Autobahnen oder Schienen, zu Lande, zu Wasser und in der Luft unterwegs sind. Dazu gehörten auch die an der Kurie damals besonders bewunderten Autobahnkirchen, die Schiffs-, Seemanns- und Hafen-Seelsorge, sowie die Flughafenkapellen und deren seelsorgliches Personal.


Hier konnte ich einen tieferen Einblick gewinnen in die Arbeitsweise des Vatikans, die weit entfernt ist von dem, was - besonders in Deutschland - Medien, Andersgläubige und "kritische" Katholiken dem Papst und seinen Mitarbeitern unterstellen und die Menschen glauben machen wollen. Man merkt die Absicht, aber zu wenige sind leider verstimmt und haben meist auch nicht die Mittel oder den Schneid, der Verleumdung, Desinformation, Kirchenhass und Lüge die Wahrheit entgegenzusetzen. Hinzu kommen die heute offensichtlichen permisssiven Bestrebungen in Teilen des Klerus und der Laien im Namen von Fortschritt, Toleranz und Reformitis, die die Gemeinschaft der Kirche zu zerreißen drohen: Mysterium iniquitatis!

Meine weitere Mitarbeit erstreckte sich über mehrere Jahre  auf die deutschsprachige Abteilung von Radio Vatikan und auf die deutsche Wochenausgabe des Osservatore Romano, die offizielle Zeitung des Vatikans. Ein besonderes Ereignis war die Feier des von Papst Paul VI. ausgerufenen Heiligen Jahres von 1975, für das ich das offizielle Pilgerbuch und einige Gottesdiensthefte in Deutsch übersetzen durfte und während dessen ich Pilger betreute. Ein Zeichen des Dankes von Papst Paul VI. war die überraschende Verleihung der aus massivem Silber bestehenden offiziellen Verdienstmedaille des Heiligen Jahres 1975.

Auf meine Studienzeit in Rom geht auch die immer wieder erneuerte päpstliche Erlaubnis zurück, den Gottesdienst nach griechischem ostkirchlichen Ritus feiern zu dürfen, was ich grundsätzlich, der Verständlichkeit wegen, in Deutsch tat, außer in Griechenland selbst. Sehr viele Länder und Kirchen des Christlichen Ostens und des damals kommunistischen Osteuropas  habe ich bereist und bin von mehreren ostkirchlichen Patriarchen in Audienz empfangen worden, unter anderem in Konstantinopel (Istanbul), Alexandrien (Kairo) und Etschmiadsin (Armenien).


Nach meiner Rückkehr aus Rom wurde ich 1978 Pfarrer von St. Georg in Troisdorf-Altenrath. Diesem Ort drohte damals die Aufgabe und die Aussiedlung der Bewohner, weil er endgültig in das bestehende, damals belgische Truppenübungsgelände "Wahner Heide" integriert werden sollte. Schon im Dritten Reich war die Pfarrei aufgelöst und die Bevölkerung umgesiedelt worden, damit die Häuser als Übungsziele für Panzer und Bombenabwürfe der Wehrmacht dienen konnten. In der Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg hatten sich in den verlassenen Häuserresten wieder Menschen angesiedelt und das Dorf aufgebaut. Ich konnte erreichen, dass der damalige Erzbischof von Köln, Joseph Kardinal Höffner, die über tausend Jahre alte Pfarrei in Altenrath "in Wiedergutmachung historischen Unrechts" wieder in ihre alten kanonischen Pfarr-Rechte einsetzte. Dies war ein Zeichen, das auch Mut für die Zukunft machte. Altenrath wurde in der Folge nicht aufgegeben, sondern weiter ausgebaut! Das größte Ereignis dieser Zeit war der damals hoch umjubelte erste Besuch von Papst Johannes Paul II. in Deutschland. Sein Flugzeug landete auf dem Köln-Bonner Flughafen und damit teilweise auf dem Territorium der Altenrather Pfarrei.

Angefügt sei hier noch, dass ich nach meiner Rückkehr aus Rom zuerst von Kardinal Höffner, dann von Kardinal Meisner, als Mitglied und Fachmann für Ostkirchen in die Ökumenische Bistumskommission des Erzbistums Köln berufen wurde, bis ich dann 1994, zwei Jahre nach meinem Umzug in die Eifel, wegen der großen Entfernung um Entpflichtung bat.


Aus Gesundheitsgründen musste ich dann die Pfarrei Troisdorf-Altenrath 1980 aufgeben und wurde zum Krankenhausseelsorger am damals neu erbauten Geriatrischen Krankenhaus Haus Elbroich in Düsseldorf-Holthausen ernannt mit der Aufgabe einer intensiven seelsorglichen Betreuung innerhalb eines ganzheitlichen Konzeptes für den kranken und alten Menschen.

Aber schon 1981 wurde ich Subsidiar an St. Maria Rosenkranzkönigin in Langenfeld-Wiescheid (bzw. Solingen-Landwehr). Im Laufe der Zeit kam zur Seelsorge die Aufgabe des Dekanats-Archivpflegers hinzu, weil ich mich damit auskannte. Zusätzlich wurde mir 1987 dann noch von dem zuständigen Regionalbischof Dr. Hubert Luthe die Sorge für die Flüchtlinge und Asylanten bzw. Asylbewerber im damaligen Dekanat Langenfeld-Monheim anvertraut, wofür ich mich sehr einsetzte, gegen manchen Widerstand, vor allem aus der Stadt Langenfeld, aber auch aus den eigenen Reihen. Inzwischen hat die Kirche dazugelernt. Die Aufgabe als Asylantenseelsorger brachte mich in Kontakt mit den verschiedenensten einschlägigen Organisationen und führte zur Mitgliedschaft in der entsprechenden Kommission des Diözesanrates in Köln. Zur Unterstützung meiner Arbeit gründete ich den überkonfessionellen und inter-religiösen "Asylkreis Langenfeld e.V." und fand dafür Gleichgesinnte. Mein Bestreben war vor allem darauf gerichtet, die Flüchtlinge anständig und menschenwürdig zu behandeln, solange sie nun einmal bei uns waren, und ihre Integration zu ermöglichen. Dafür aber gab es seinerzeit wenig Verständnis, obwohl damals noch die deutsche Verfassung uneingeschränkt und mit ihren lapidaren Grundsätzen galt: "Politisch Verfolgte genießen Asylrecht" und: "Die Würde des Menschen (nicht nur des Deutschen!) ist unantastbar"!


Dem intensiven Drängen aus der Pfarrei Christus König in Langenfeld-Mitte, nach dem Tod des beliebten Pfarrers Klaus Jakobs die Pfarrei zu übernehmen, glaubte ich mich nicht verweigern zu dürfen. Das war 1990. Nur zwei Jahre später, im Jahre 1992, wurde  ich aus Gesundheitsgründen zunächst in den Einstweiligen und 2003 in den endgültigen Ruhestand versetzt. Dort "ruhte" ich dann zwanzig Jahre lang in Dahnen in der Trierischen Eifel und habe sie liebgewonnen. Davon zeugen meine Aktivitäten in Dahnen und im Dekanat Arzfeld, meine Bücher, die vielen Veröffentlichungen, die Ansichtskarten und auch diese Website, mit der ich bereits 1996 angefangen habe, sowie eine Reihe weiterer Aktivitäten wie Vorträge und Ausstellungen und auch die Übernahme des Amtes des Vorsitzenden des seit 1950 bestehenden VdK-Ortsverbands Dahnen von 2001 bis 2009. Zum Abschluss wurde ich zu meiner Überraschung mit dem Goldenen Verdienstabzeichen des VdK-Landesverbandes von Rheinland-Pfalz ausgezeichnet. Außerdem war ich mehrere Jahre Mitglied im Redaktionsausschuss der renommierten Zeitschrift des Geschichtsvereins Prümer Land "Der Prümer Landbote".

Als der Filmemacher Adolf Winkler aus Bitburg 2016 einen Kulturfilm über den "Westwall im Eifelkreis Bitburg - Prüm" drehte, der im März 2017 in Bitburg uraufgeführt wurde, konnte ich in diesem Film die von mir seit Jahren erforschten und publizierten Westwallringe vorstellen.

Ein Gleiches geschah in einem von Manfred Ladwig vom SWR gedrehten Fernsehfilm über den Westwall, der im Jahr 2018 erstmals ausgestrahlt werden soll.

Seit September 2012 wohne ich nun in einer Seniorenwohnung in Hilden und bin damit in die Gefilde meiner Heimat und das Erzbistum Köln zurückgekehrt.





    Gerd Hagedorns Eifeler Tusculum 05

    Weitere  Bilder von Gerd Hagedorn in der Galerie


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