GERD HAGEDORN

Die Dahner Sprünge

von Gerd Hagedorn

Die Dahner Sprünge sind  d a s  Kennzeichen von Dahnen und haben den Ort weithin bekannt gemacht. In über 70 Geschichten und Schwänken, einer Art von Eifeler Schildbürgerstreichen, helfen die Dahner sich selbst und anderen gern "auf die Sprünge". Vielleicht daher der Name?! Dabei sind die Dahner Sprünge nicht nur umfangreicher, sondern im allgemeinen auch geistreicher und hintersinniger als die bekannteren Schildbürgerstreiche, und während Schilda nur eine literarische Fiktion ist, lassen sich viele Dahner Sprünge noch heute an konkreten Orten in und um Dahnen festmachen. Die entsprechenden Gebäude und Örtlichkeiten in Dahnen und Umgebung wurden deshalb mit Hinweisen auf die jeweiligen Dahner Sprünge gekennzeichnet.                                                        Das Studium der Dahner Sprünge, die nachweislich seit mehr als 200 Jahren existieren, wäre eine lohnende Aufgabe für die Erzählforschung in der wissenschaft- lichen Volkskunde. Bei seinen Forschungen hat Gerd Hagedorn überraschend festgestellt, dass sich eine ganze Reihe von ihnen schon in den Geschichten und Anekdoten des "islamischen Eulenspiegels" Nasreddin Hodscha findet [vgl. dazu die Veröffentlichung von Gerd Hagedorn: Der Orient in der Eifel: Die Dahner Sprünge und Nasreddin Hodscha, in: Der Prümer Landbote 31 (2012/1) 10-32 = Nr. 112]).

   

Zu den Websites von Gerd Hagedorn über Dahnen gelangen Sie hier.

 

Der von 1993 bis 2012 in Dahnen wohnhafte und dann nach Hilden  in NRW verzogene Pfarrer  i.R. und Heimat-forscher Lic. theol. (V) Gerd Hagedorn hat, neben  zahlreichen anderen Veröffentlichungen,   nach mehrjähriger Forschung und Arbeit im Jahr 1996  alle bis dahin bekannten "Dahner Sprünge"  erstmals gesammelt und sie nach den ältesten verfügbaren Quellen auf eigene Kosten und mithilfe einiger Zuschüsse in Buchform  herausgegeben. Diese editio  princeps genügt auch wissenschaftlichen Ansprüchen.  Es wäre schön, wenn in Zukunft die hier vorgelegte und wissenschaftlich verantwortete Fassung der Dahner Sprünge auch von der Wissenschaft beachtet und von den Herausgebern einschlägiger Eifeler Sammlungen ausschließlich noch benutzt würde. Alle Rechte liegen bei Gerd Hagedorn in Hilden.

Hier die bibliographischen Daten des Buches: Hagedorn, Gerd: Die Dahner Sprünge: Schildbürgerstreiche aus der Eifel, Dahnen 1996, 111 Seiten, fester Einband.

Das Buch enthält ferner 13 Illustrationen von Doris Stuke und zwei Karten von Titus Christian, außerdem einige Dahnener "Sprüche", ein Vorwort, sechs Eulenspiegelgeschichten aus Dahnen, Hinweise zu den Dahner Sprüngen, ein Quellenverzeichnis und ein Literaturverzeichnis, ein Orts-, Personen-, Motiv- und Sachverzeichnis, einen Lageplan von Dahnen sowie eine Karte der erwähnten Orte in der Eifel, in Ostbelgien und in Luxemburg. Das Buch ist im Selbstverlag erschienen.

Eine wichtige Ergänzung zu dem Buch "Die Dahner Sprünge" stellt die schon erwähnte Veröffentlichung von Gerd Hagedorn: Der Orient in der Eifel: Die Dahner Sprünge und Nasreddin Hodscha, in: Der Prümer Landbote 31 (2012/1) 10-32 = Nummer 112 dar. Der Beitrag ist erschienen in der Zeitschrift des Geschichtsvereins Prümer Land und enthält auch eine Bibliographie sämtlicher bis 2012 erschienenen Literatur zu den "Dahner Sprüngen".

>>>   Die  Dahner  Sprünge  sind nicht mehr beim  Verfasser erhältlich. Die letzten Exemplare hat die Buchhandlung Hildesheim in Prüm übernommen. Der Preis beträgt 15,30 €. Eine Bestellung ist dort möglich. Ob eine zweite Auflage erscheinen kann, ist noch ungewiss. Interessenten können sich gerne beim Verfasser mit einer formlosen E-Mail melden.

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Im Folgenden einige Illustrationen von Doris Stuke, die sie zu dem Buch beigesteuert hat,  sowie eine Charakteristik der Dahner Sprünge von Gerd Hagedorn:
 

In den Dahner Sprüngen kämpfen die Bewohner von Dahnen gegen die Tücken des Objektes und gegen  sich selbst, gegen hinterweltlerische Be- schränktheit und superschlaue Besserwisserei. Dabei  verlieren sie meistens, entdecken aber auch den Wert der Solidarität einer Dorfgemeinschaft. Ganz nebenbei erfinden sie ein besonderes Gewürz für die berühmte Kirmessuppe und die zerstörungsfreie Verschiebung von Bauwerken, den günstigsten Transport von Baumstämmen, das  Grillen  von Fleisch und das Löschen eines Brandes mit Hilfe eines Gebläses, weil man doch eine Flamme auch ausblasen kann!

Außerdem entpuppen  sich die Dahner als die  ersten Anwender ökologischer Maß- nahmen und lernen nicht nur, wie man zählt und raucht, wie man Heringe züchtet, Ochsen sät, Kürbisse ausbrütet und Unter- hosen anzieht, sondern geben ihre Erfahrungen auch gerne weiter, um damit anderen auf die Sprünge zu helfen; nicht zuletzt in dem Wissen, dass man aus Schaden klug wird -- es muss ja durchaus nicht  immer der eigene Schaden sein, der die Klugheit bewirkt!

Man kann auch, wie schon Plinius sagt, aus dem Schaden anderer klug werden.  Das ist allemal intelligenter, als selbst Lehrgeld zu zahlen, und die Schadenfreude gibt es gratis dazu.                        Die in den Dahner Sprüngen geschilderten  Erfahrungen und Lebensweisheiten kom- men nicht unbedingt aus einem "hohen", sondern eher  aus  einem  typisch "breiten" Verstand,  der den Bewohnern von Dahnen in besonderem Maße nachgesagt wird. Die heutigen Dahnener tragen dieses Erbe gelassen und mit Humor.

Die teils unterschiedlichen Fassungen der Dahner Sprünge sind entstanden aus einer lebendigen Erzähl- tradition an langen, dunklen Winterabenden in den häus- lichen Spinnstuben von  Eifel und Ardennen. Deshalb zählen die meisten Dahner Sprünge ohne Zweifel zur wirklich genuinen Eifelliteratur, die die Menschen in der Region von Eifel und Ardennen selbst hervorgebracht haben, die sie noch bis in die heutige Zeit hinein mündlich weitergeben und durch Variationen bereichern. Eine zusätzliche und überraschende Quelle für einige dieser "Sprünge" stellen aber auch, wie der Herausgeber Gerd Hagedorn entdeckt hat, die Geschichten um den türkischen Hodscha Nasreddin dar. Wie kommt dann aber schon vor 200 Jahren die islamische Türkei in die katholische Eifel? Diese spannende Frage muss noch geklärt werden.

Das Buch von Gerd Hagedorn, das erstmals die Dahner Sprünge von allzu fantastischem Zierat mancher Erzähler befreit und sie  nach ihren zuverlässigsten ältesten Fassungen in gedruckter Form vorlegt, ist  nun aber nicht etwa  nur ein wissenschaftlich geschriebenes Werk, son- dern auch und vor allem ein interessantes litera- risches und volkskund- liches Zeugnis früherer Zeiten in der Westeifel, näherhin im grenz- überschreitenden Islek und Oesling. Es ist zugleich ein volkstümliches Buch und ein schönes Geschenk für lustige und für ernste Leute, für einen selbst und gerade auch für Kinder, die ihren Spaß an den manchmal bizarren und komischen Situationen haben und dabei noch etwas lernen können.

"Wenn ich mich nicht total versehe", sagte die weiseste der alten Frauen von Dahnen (oberes Bild), die man gefragt hatte, was das denn wohl für ein vorher im Dorf noch nie gesehenes Tier sei, "wenn ich mich nicht total versehe, dann ist das eine Turteltaube". Und der Esel, die angebliche Turteltaube, bestätigte diese Antwort prompt mit einem laut vernehmlichen und kräftigen "Ijaa"!! --  Die Künstlerin Doris Stuke aus Konz enthüllt des Rätsels überraschende Lösung: Man muss dazu nur das Bild  auf dem Kopf stehend betrachten! --  Da dies aber ziemlich unbequem ist, kann man auch, wie hier geschehen, einfach das Bild herumdrehen ...!

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Weitere Bilder zu den "Dahner Sprüngen" finden Sie im zweiten Dahnener Album von Gerd Hagedorn über die Dahner Sprünge.

Inzwischen erfolgte weitere Publikationen zum Thema "Dahner Sprünge" sind ersichtlich aus der Liste der Veröffentlichungen von Gerd Hagedorn.

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Und hier ein  Dahner Sprung  als Kostprobe:

"Der vierbeinige Nachtwächter"

(DS 45, S. 57-58)

Einst wurde kurz hintereinander in Dahnen eingebrochen. Wie man aber auch nachforschte, man fand den Spitzbuben nicht. Da beschlossen die Dahner, einen Nachtwächter anzustellen. Einer von ihnen machte den Vorschlag: "Wir nehmen einen Hund, der kann schnell laufen, der kriegt ihn sicher!" Der Rat fand Beifall. Damit man den Hund besser hören würde, bekam er eine Schelle um den Hals. Ein Mann musste abwechselnd wachen und, wenn er den Hund schellen hörte, die Leute wecken. Sie taten also, und dann, als es dunkel war, ließen sie den Hund laufen. Dieser lief durchs Dorf und schellte dabei. Da rief der Wächter: "Steht auf, es ist eingebrochen worden!" Alle sprangen aus den Federn, fanden aber nirgends einen Dieb. So wurden sie in der ersten Nacht sechsmal geweckt, bis der Hund, durch die Schelle am Halse toll gemacht, fortlief. Da glaubten sie, er verfolge die Einbrecher, und legten sich von dieser Zeit an wieder ruhig schlafen.

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