GERD HAGEDORN


BIO - ETHIK

  

10.10.2017  Österreich: „Aussortieren“ von weiblichen Embryonen auch in Europa
Vorgeburtliches „Aussortieren“ von weiblichen Embryonen - ein Missstand, der von China und Indien bekannt ist - – „hat auch Europa längst erreicht“: Auf diesen Trend zum „Genderzid“ durch neue, unkomplizierte genetische Pränatal-Tests hat die Geschäftsführerin des Wiener Bioethikinstituts (IMABE), Susanne Kummer, aufmerksam gemacht und mit Beispielen aus vielen Ländern belegt. Geschlechterselektion sei „keine Lappalie, sondern eine Menschenrechtsverletzung, die unter allen Umständen unterbunden werden muss", forderte Kummer entsprechende gesetzliche Vorkehrungen. Das Geschlecht kann heute laut der Bioethikerin per Bluttest bereits in der neunten Schwangerschaftswoche bestimmt werden - also früher als bei einer Ultraschalluntersuchung und noch innerhalb der gesetzlichen Frist von zehn oder zwölf Wochen, die in etlichen Ländern für einen Schwangerschaftsabbruch gelten. (kap) (NL Radio Vatikan, 10.10.2017).
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17.05.2013  Deutschland:
Die Deutsche Bischofskonferenz ist tief besorgt über die neuen Klon-Experimente.
Die Vernichtung von Embryonen überschreite „Grenzen, die Menschen aus grundlegenden ethischen Gründen“ nicht überschreiten dürften, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, am Donnerstag in Bonn. Auch setze die Gewinnung der benötigten Eizellen die beteiligten Frauen nicht nur einer höchst fragwürdigen Instrumentalisierung, sondern auch gefährlichen und schädlichen Nebenwirkungen aus, fügte der Freiburger Erzbischof hinzu. Auch der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, verurteilte das Klonen menschlicher Embryos scharf. Die Menschenwürde verbiete es, „menschliche Embryonen ausschließlich als Mittel den Zwecken anderer Menschen zu unterwerfen“, sagte er der Zeitung „Die Welt“. Das gelte selbst, wenn dadurch anderen Menschen geholfen werden könne. (pm/kna) (NL Radio Vatikan, 17.05.2013).

30.03.2012  Vatikanstadt: Der Kongress der "Päpstlichen Akademie für das Leben" über Forschungen an adulten Stammzellen, der ursprünglich für Ende April geplant war, soll zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Die Kirche werde in jedem Fall den Dialog mit der Forschung fortführen, sagte der Sekretär der Akademie, Scott Borgman, am Freitag im Vatikan. Das Treffen sei zunächst aus finanziellen und organisatorischen Gründen abgesagt worden. Man brauche etwas mehr Zeit, mehr Anmeldungen und einen besseren Sponsorenplan, um den Kongress zu organisieren. Borgman wies englischsprachige Medienberichte zurück, nach denen die Absage darauf zurückzuführen sei, dass zwei der vorgesehenen Referenten selbst mit embryonalen Stammzellen arbeiteten. Es habe zwar eine Kontroverse gegeben, so Borgman, dies sei jedoch nicht der Grund für die Absage gewesen. (kna) (NL Radio Vatikan, 30.03.2012). 

20.01.2012  Indien: Industriezweig Leihmutterschaft
Eine neue Form kolonialistischer Ausbeutung von Frauen: Das ist die Leihmutterschaft in armen Ländern aus der Sicht der christlichen Ethik. Das katholische Institut für medizinische Anthropologie und Bioethik (IMABE) in Wien hat jüngst auf die ethischen Implikationen der Leihmutterschaft am Beispiel Indiens aufmerksam gemacht. Seit zehn Jahren erlauben dort die Gesetze das „Verleihen“ der Gebärmutter für das Austragen eines Kindes zahlender Paare, meist aus reichen Ländern. Susanne Kummer, stellvertretende Geschäftsführerin von IMABE, nennt Leihmutterschaft in Indien im Interview von Radio Vatikan einen „Riesenmarkt“ und ein „Riesengeschäft, bei dem viele mitnaschen“. Seit 2002 sei Leihmutterschaft erlaubt; seither seien in Indien 250 Fertilitätskliniken „aus dem Boden geschossen“. „Inzwischen geht die indische Industriellenvereinigung – und es ist interessant, dass die sich zu diesem Thema zu Wort meldet – davon aus, dass in dieser Sparte 2012 ein Umsatz in der Höhe von 2,3 Milliarden Dollar zu erwarten ist. Wir haben hier das Problem einer reichen Kundschaft aus westlichen und asiatischen Ländern.“ (rv) (NL Radio Vatikan, 20.01.2012).

24.01.2009  Südafrika:
Der Erzbischof von Johannesburg hat vor „biologischem Kolonialismus” gewarnt.
In seiner Eröffnungsrede zur Versammlung der südafrikanischen Bischofskonferenz kritisierte Buti Joseph Tlhagale am Donnerstag, dass Eizellen afrikanischer Frauen zur Stammzellenforschung in den Industriestaaten missbraucht werden könnten. Der Erzbischof wies darauf hin, dass es beispielsweise in Großbritannien verboten sei, Eizellen englischer Frauen zur Stammzellenforschung zu benutzen. Buti kritisierte in diesem Zusammenhang die Legalisierung von künstlicher Befruchtung in den meisten Staaten Afrikas, die auch den Diebstahl von Eizellen ermögliche. (fides)(NL Rdio Vatikan, 24-01-2009).

18.12.2008  „Dignitas Personae“: „Umfassendes Bild des Lebens“:
Das neue Bioethik-Dokument der vatikanischen Glaubenskongregation nimmt das ganze Leben in den Blick und bettet die strittigen Fragen der Biomedizin vorbildlich in theologische Lehraussagen ein.
Das meint die Wiener Moraltheologin Sigrid Müller, die wir um eine Einschätzung von „Dignitas personae” gebeten haben.
„Neu ist in dieser Instruktion meiner Ansicht nach, dass es explizit einen Dialog mit den Fachwissenschaften gibt. Das merkt man an der Sprache, die übernommen wird, und auch an den Hinweisen, die gegeben werden. Es werden auch einige Details für das praktische Leben gegeben. Und was mir weiter sehr gut gefällt, ist die theologische Einbettung der normativen Aussagen, die getroffen werden. Es wird erklärt, wie die getroffenen Entscheidungen mit dem Menschenbild aus dem Glauben heraus zusammenhängen. Ein weiterer Aspekt ist die universale Einbettung der Frage. Das Leben wird nicht nur auf den Anfang hin konzentriert betrachtet, sondern insgesamt. Das vom Hunger, von Krankheit oder von Krieg und Rassismus bedrohte Leben. Die konkreten Fragen werden also vor dem Hintergrund eines globalen Bildes vom Leben besprochen.”   -           U.a. in der Frage der künstlichen Befruchtung kritisiert das Dokument staatliche Gesundheitsbehörden, die in keinem anderen Bereich der Medizin eine „Therapie” mit einer so hohen Rate an tödlichen Ausgängen zulassen würden. Dennoch kann man sagen, dass „Dignitas Personae” - auf einer anderen Ebene - den demokratischen Rechtsstaat verteidigt, so Sigrid Müller.
„Zum Einen legt es sehr großen Wert auf die Grundlagen eines demokratischen Rechtsstaates, nämlich auf die Würde jedes einzelnen Menschen, ungeachtet der Person und ungeachtet der jeweiligen Fähigkeiten. Hier setzt sich das Dokument für das gleiche Menschenrecht aller Menschen ein und ist damit schon sehr nah an den grundlegenden Dingen eines demokratischen Rechtsstaates. Das Anliegen, die Mobilisierung des Gewissens zu Gunsten des Lebens, betrifft immer alle Menschen, die in einem Staat zusammen leben und trachtet nach den Lebensmöglichkeiten aller Menschen. Ein zweiter Gesichtspunkt ist, dass das Dokument sich als Beitrag zur Gewissensbildung versteht. Es richtet sich an die Gläubigen, aber auch an alle wahrheitssuchenden Menschen. Daran erkennt man, dass vorausgesetzt wird, dass es immer auch Menschen gibt, die andere Haltungen haben. Das ist eine Grundlage für einen demokratischen Staat, dass man die eigene Meinung zur Sprache bringt und gleichzeitig anerkennt, dass es Menschen mit anderen Meinungen geben kann.” (rv)(NL Radio Vatikan, 18.12.2008).

14.12.2008  Vatikan: "Wir wünschen uns eine Bioethik-Debatte"
Der Vatikan wünscht sich eine Debatte über sein jüngst präsentiertes Dokument zur Bioethik. Das sagt der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, Bischof Elio Sgreccia. In unserem Wocheninterview baten wir den päpstlichen Beauftragten für bioethische Fragen um eine Einschätzung des Dokumentes „Dignitas Personae“.
„Alles basiert auf dem Begriff der Würde des menschlichen Wesens einerseits und auf der Würde von Ehe und Familie andererseits. Diese beiden Komponenten durchdringen einander, wenn wir beispielsweise über Klonen und die Entnahme von Stammzellen sprechen, oder über die Herstellung von Hybriden, also Mischwesen aus Mensch und Tier. Die Tatsache, dass die entsprechenden Techniken synthetisch sind, kompliziert die Debatte. Sie wird zum Diskurs von und für Spezialisten. So ist es nicht immer einfach, die Relevanz bioethischer Themen herauszuhören. Deswegen haben wir das Dokument in einer Pressekonferenz vorgestellt. Wir wünschen uns nämlich, dass dieses Dokument Anlass zur Reflektion in der Presse gibt, aber besonders auch in der Theologie, auch mit allen seinen juristischen Implikationen.“ --
Das Bioethik-Dokument stellt abermals klar, dass das Einfrieren von Embryonen moralisch nicht zu rechtfertigen ist, ebensowenig wie die Nutzung von bereits eingefrorenen Embryonen für Forschungszwecke. Manche würden da relativieren und sagen, nun sind diese Embryonen schon einmal da, lasst sie uns nutzen, um anderen zu helfen. Warum lehnt der Heilige Stuhl das ab?
„Embryonen für die Forschung zu nutzen, heißt, sie der Instrumentalisierung preiszugeben. Dabei würde sozusagen ein Mensch einen anderen benutzen, um Wissenschaft zu betreiben. Zum zweiten: Die Forschung an Embryonen endet fast immer mit der Vernichtung des Embryos. Deshalb ist es natürlich, dass dieses Schicksal als Verschlechterung angesehen wird gegenüber der Ausgangslage, die bereits in sich schlecht ist – eben dass die Embryonen eingefroren wurden.“ --
Spiegelt sich in solchen biotechnologischen Prozessen der Wille des Menschen, sich göttliche Vollmachten anzueignen?
„Schon vor 50 Jahren sagte man in den USA über jene Forschungsteams, die sich mit Genetik und künstlicher Fortpflanzung beschäftigten, sie würden „Gott spielen“. Das ist aber ein hässliches Spiel, denn die davon betroffenen Schicksale entsprechen in keiner Weise dem Handeln des Schöpfergottes. So soll der Mensch nicht handeln. Er soll stattdessen versuchen, Gott nachzuahmen im Respekt für das Leben und in der Linderung des Leidens.“ (rv) (NL Radio Vatikan, 14.12.2008).

24.10.2008  Großbritannien:
Das britische Unterhaus hat ein Gesetz verabschiedet, das die Herstellung von Mensch-Tier-Embryonen erlaubt.
Mit diesen so genannten Hybrid-Embryonen sollen Stammzellen hergestellt werden, die dann für therapeutische Zwecke genutzt werden sollen. Dabei werden menschliche Zellkerne in tierische Eizellen injiziert. Um zu verhindern, dass eines Tages Mischwesen daraus entstehen, sieht das Gesetz vor, dass die Misch-Embryonen nach 14 Tagen vernichtet werden.                                                       Mit dem neuen Gesetz wird auch erlaubt, dass gezielt Embryonen im Reagenzglas hergestellt und ausgewählt werden, um kranke Geschwister zu retten. Eltern kranker Kinder sollen so die Möglichkeit erhalten, so genannte „Rettungskinder“ zu bekommen, die als sichere Organspender für das kranke Kind zur Verfügung stehen können. Die katholische Kirche hat die Pläne, die jetzt zum Gesetz werden, schon seit Monaten heftig kritisiert. (diverse) (NL Radio Vatikan, 24.10.2008).
 

21.05.2008  Großbritannien:
Alleinstehende Frauen und Lesben dürfen in Großbritannien künftig künstliche Befruchtungen ohne die bislang vorgeschriebene „Notwendigkeit eines Vaters” durchführen lassen.
Einen Antrag, der für die Notwendigkeit von Mutter und Vater plädierte, lehnte das britische Unterhaus am Dienstagabend ab. In der Neuauflage des Embryonengesetzes scheiterte außerdem ein Versuch von Lebensschützern, die gesetzliche Abtreibungsfrist von 24 auf 22 oder weniger Wochen zu senken. Die Neuregelungen zur künstlichen Befruchtung bedeuten, dass ein Kind nun laut Gesetz nur noch ausreichende „elterliche Unterstützung” braucht, nicht aber eine Vaterfigur. Der ehemalige Parteiführer der Konservativen, Iain Duncan Smith, hatte für die Notwendigkeit von Vätern plädiert, da sich ihr Fehlen nachteilig auf Kinder auswirke. Gegner seines Antrags bezeichneten die bisherige Gesetzgebung la ut BBC als „direkte Diskriminierung von lesbischen Paaren und alleinstehenden Frauen”. In der Abtreibungsdebatte lehnte das Unterhaus eine Reihe von Anträgen zur Kürzung der gesetzlichen Frist für Abtreibungen ab. Drei katholische Minister aus dem Kabinett von Premierminister Gordon Brown stimmten laut BBC für eine solche Kürzung auf zwölf Wochen. Der ranghöchste Vertreter der katholischen Kirche in England und Wales, Kardinal Cormac Murphy O'Connor, hatte sich noch kurz vor der Abstimmung vehement gegen Abtreibung ausgesprochen. In Großbritannien gibt es zurzeit pro Jahr rund 200.000 gemeldete Schwangerschafts- abbrüche. (kna) (NL Radio Vatikan, 21.05.2008).

20.05.2008  Großbritannien: „Frankenstein-Wissenschaft” geht zu weit!
Großbritannien hat den umstrittenen Weg frei gemacht für die Forschung, die menschliche Embryonen und Eizellen von Tieren kombiniert: Das britische Unterhaus wies mit klarer Mehrheit am Montagabend einen Antrag ab, der die Erzeugung von so genannten Hybrid-Embryonen stoppen wollte. Für die Ausweitung der Embryonenforschung machten sich Premierminister Gordon Brown und Oppositionsführer David Cameron stark. Der Entscheidung war eine kontroverse Debatte vorausgegangen. Vor allem katholische Bischöfe und Politiker der Konservativen wandten sich gegen eine weitere Liberalisierung der Stammzellforschung. Kritiker sprechen von einer „Frankenstein-Wissenschaft” und fürchten die Schaffung von „Chimären”.
Auch der deutsche katholische Moraltheologe Johannes Reiter spricht von einem gefährlichen Zeichen für die Zukunft:
„Ich sehe vor allem eine zweifache Grenzüberschreitung: Einmal wird die Grenze der Natur überschritten, denn die Natur sieht eine solche Mischung von Tieren und Menschen nicht vor; zum anderen wird die Grenze der Menschenwürde überschritten, indem man ein Hybrid-Wesen bildet. Das bedeutet, dass zum einen der Mensch als solcher instrumentalisiert wird; zum anderen wird der Mensch als Gattung übergangen, indem eben ein Mensch-Tier-Wesen erzeugt wird.”
Britischen Forschern war es Anfang April erstmals gelungen, Chimären-Embryonen aus menschlichem Erbgut und Eizellen von Kühen zu erzeugen. Die zuständige britische Aufsichtsbehörde hatte bereits im September 2007 eine grundsätzliche Zustimmung erteilt und Forschern Sondergenehmigungen für Experimente ausgestellt. Reiter hält das für fatal:
„Der Staat ist nämlich aufgerufen, bestimmte Grenzen zu setzen. Dann kann man durchaus diskutieren, wo die Grenzen verlaufen sollen. Diese Grenze hängt auch mit dem jeweiligen Menschenbild zusammen, das in anderen Kulturen durchaus ein anderes ist als unser westeuropäisches. Doch unser Menschenbild müsste doch zumindest mit dem vom Vereinigten Königreich übereinstimmen!”
Großbritannien festigte mit der Entscheidung seinen Ruf als europäisches Land mit der „liberalsten” Haltung in der Embryonal- und Stammzellenforschung. In den deutschsprachigen Ländern, Italien oder Frankreich ist Forschern die Schaffung menschlich-tierischer Embryonen verboten. "Dazu hat auch die Kirche," sagt Reiter, " ... das Recht, dass sie mitsprechen darf – ja sogar mitsprechen muss, denn ... für die Kirche steht das menschliche Leben unter dem Segen und dem Schutz Gottes. Die Kirche vermittelt auch Lebenssinn über diese Lebenszeit hinaus.” (rv/afp) (NL Radio Vatikan, 20.05.2008). [Es ist ernstlich an der Zeit, sich ganz grundsätzlich zu entscheiden, ob der Mensch alles darf, was er kann; ob der (gute) Zweck wirklich die (schlechten) Mittel heiligt und ob man dem Schöpfer ins Handwerk pfuschen will. GH]
 

13.04.2008  Deutschland:
Nuntius kritisiert Werteverlust in der Gesellschaft
Am Freitag ist in Berlin die Verschiebung des Stichtags in der so genannten „verbrauchenden Embryonen- forschung“ beschlossen worden. - Eine klare Niederlage für den Lebensschutz, so Kirchenvertreter. Experten fürchten nun, dass dies nur ein Vorspiel ist für weitere Liberalisierungen in der Biotechnologie und damit weitere Embryonen allein zu Forschungszwecken getötet werden.
Der Apostolische Nuntius in Berlin, Erzbischof Jean-Claude Périsset, kritisierte gegenüber Radio Vatikan die Entscheidung des deutschen Parlaments:
„Das ist ein Beweis dafür, dass die heutige Gesellschaft nicht mehr in der Lage ist, die wirklich wichtigen Werte zu erkennen. Man schwimmt mit dem Strom, nicht gegen den Strom – leider! Mit dem Strom: Das meint diese Haltung 'Wegen der Forschung müssen wir das machen!' Dabei wird vergessen, dass jeder Forscher, jeder Politiker, jeder Mensch eine moralische Verantwortung dafür hat, sich zu fragen: Welche Folgen hat mein Handeln für das Leben der anderen?“
Mut zu unbequemen Entscheidungen – der habe im Bundestag wohl vielen Abgeordneten gefehlt, mutmaßt Périsset.
„Es tut mir leid, dass das geschehen ist, wenige Jahre nach dem Dokument des Heiligen Stuhls für die Politiker, in dem es heißt, dass die Politiker ihrem Gewissen folgen und entsprechend abstimmen müssen.  Papst Benedikt XVI. war zu der Zeit der Präfekt der Glaubenskongregation. Man darf nicht nur deswegen in einer bestimmten Weise abstimmen, weil die Mehrheit, weil die Partei, weil die Stimmung etwas will. Man muss den Mut haben, gegen den Strom zu schwimmen, wenn man im Blick behält, um was es eigentlich geht.“ (rv)
(NL Radio Vatikan, 13.03.2008).

11.04.2008  Deutschland:
Kirche enttäuscht über Stammzellen-Beschluss
Kein guter Tag für den Lebensschutz. Katholische Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken sind enttäuscht über die Entscheidung des deutschen Bundestages zur Änderung des Stammzellgesetzes. Künftig darf in Deutschland mit embryonalen Stammzellen geforscht werden, die vor dem 1. Mai 2007 im Ausland gewonnen wurden. Bisher galt der Stichtag 1. Januar 2002. (NL Radio Vatikan, 11.04.2008).
 

02.04.2008  Großbritannien:
Britische Wissenschaftler haben erstmals Embryos aus menschlichem und tierischem Zellmaterial geschaffen. Die Forscher am Institut für Humangenetik der Universität Newcastle hätten menschliches Erbgut aus einer Hautzelle in die ausgehöhlte Eizelle einer Kuh eingefügt, berichtete die britische Presse am Mittwoch. Die Embryos aus 99,9 Prozent menschlichem und 0,1 Prozent tierischem Erbgut hätten drei Tage überlebt. Ziel der Wissenschaftler ist es, durch solche Geschöpfe embryonale Stammzellen zu gewinnen. Durch die Verwendung tierischer Eizellen wollen sie dabei den Mangel an menschlichen weiblichen Eizellen ausgleichen. Institutsleiter John Burn versicherte, die Embryos seien nicht zur menschlichen Fortpflanzung gedacht. „Das wird nie mehr als eine Anhäufung von Zellen sein”, betonte er im Gespräch mit der BBC. Es gehe darum, „Krankheitsprozesse besser zu verstehen.” Die katholische Kirche lehnte die embryonale Stammzellforschung und die Herstellung von Chimären wiederholt scharf ab. In seiner Osterpredigt sprach der schottische Kardinal Keith O'Brien von einem „monströsen Angriff auf die Menschenrechte, die menschliche Würde und das menschliche Leben”. Den Regierungsentwurf für das Gesetz zur Forschung mit so genannten Chimären sei abscheulich, tödlich und grotesk, so O'Brien. Es sei „schwer, sich ein Gesetz vorzustellen, das die Heiligkeit des Lebens umfassender angreift als dieses”. (kna) (NL Radio Vatikan, 02.04.2008).

14.02.2008  Deutschland:
Kirche gegen Änderung des Stammzellgesetzes
In seiner ersten Aussprache zur Zukunft des Stammzellgesetzes hat sich der Bundestag gespalten gezeigt. 21 Redner plädierten für eine mehr oder weniger starke Ausweitung der Forschung an embryonalen Stammzellen, zwölf sprachen dagegen. Heute können Wissenschaftler in Deutschland ausschließlich an embryonalen Stammzellen forschen, die vor dem 1. Januar 2002 und im Ausland entstanden sind. Jetzt ist unter anderem eine Verschiebung dieses Stichtags auf den 1. Mai 2007 im Gespräch. Kardinal Karl Lehmann sprach von einer „ernsthaften Debatte“ im Parlament und zeigte sich erfreut über die „respektvollen Äußerungen“ der Abgeordneten. Die deutschen Bischöfe hielten an ihrem klaren Nein zur Aufweichung des Gesetzes fest, so der scheidende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. „Die Tötung embryonaler Menschen darf keine Voraussetzung für die Therapie anderer Menschen sein.“ Anton Losinger, erst am Mittwoch offiziell zum Mitglied im Deut schen Ethikrat ernannt und Weihbischof in Augsburg, betont: „Das Stammzellgesetz entscheidet, wie wir als Gesellschaft über das Lebensrecht des menschlichen Embryos denken. Insofern haben wir als Kirche ein verstärktes Interesse daran, dass das Stammzellgesetz nicht geändert wird, dass auch der Stichtag nicht beseitigt wird, und dass das Lebensrecht und die Würde des embryonalen Menschen in Gänze anerkannt werden.“ Losinger fordert ein Umdenken, auch in der Vergabe von Forschungsgeldern: Embryonale Stammzellforschung setzt das Töten menschlicher Embryos voraus. Die adulte Stammzellforschung zeigt dagegen bereits jetzt messbare Erfolge zum Beispiel bei der Behandlung von Herzinfarkt-Patienten. „Die einmalige Verschiebung des Stichtags hat einen wirklichen Pferdefuß. Ich würde mir schon in dieser ersten Lesung einen deutlichen Impuls im Hinblick auf die Konsequenzen erwarten, die eine Aufhebung des Stichtags und damit die Aufhebung des hohen Standards des Lebensschutzes in Deutschland mit sich bringen würde.“ In der Forschung an adulten Stammzellen sei Deutschland aufgrund der strengen Gesetzgebung derzeit führend, so Losinger. „Und ich denke, wir können diese Führung durch richtiges Timen und die richtige Vergabe von Forschungsmitteln ausbauen.“ (rv) (NL Radio Vatikan, 14.02.2008). -- Im Namen welcher "Ethik" wird hier argumentiert? Die pseudowissenschaftliche Debatte der Volksvertreter ist ein typisches Beispiel für den irrigen Satz: "Der Zweck heiligt die Mittel"! Im übrigen wird der Öffentlichkeit nicht deutlich genug gesagt, dass Stammzellen inzwischen  auch anders gewonnen werden können, d.h. ohne Tötung menschlichen Lebens im Anfangsstadium. Für den Schutz des Lebens gibt es keine Alternative. Obsta principiis! Wehret den Anfängen (wenn es nicht schon zu spät ist).  [GH].
 

02.02.2008  Vatikan/Großbritannien:
Entsetzen über neue Fortpflanzungsexperimente

Die Frau als Mutter und Vater? Britische Biologen halten das Presseberichten zufolge in einigen Jahren für möglich. Forscher der Universität „Newcastle upon Tyne“ rechnen demnach damit, in einigen Jahren vollwertige Spermien aus weiblichem Rückenmark gewinnen zu können. Die Menschheit könne so nicht nur Unfruchtbarkeit bekämpfen, sondern auch in Zukunft zu einer eingeschlechtlichen Fortpflanzung übergehen, preisen die Wissenschaftler ihr Vorhaben an. In zwei Monaten sollen die Experimente beginnen.
Eine Ideologie gegen Familie und Heterosexualität sieht der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben hinter derartigen Bestrebungen. Elio Sgreccia sagte gegenüber Radio Vatikan: „Das wäre eine weitere Manipulation der Sexualität und die komplette Auslöschung der zwischenmenschlichen Sexualität für die Befruchtung. Das wäre asexuelle Zeugung. … Ob diese Ideologie von geheimen Gruppen vorangetrieben wird, die dann auch die Forschungen bezahlen - dafür habe ich keine Beweise.”
„Frauensperma im Anfangsstadium” heißt die aktuelle Forschungsarbeit. Laut dem Magazin „New Scientist” erlaubt diese Technologie in Zukunft aber auch die Gewinnung von Eizellen aus männlichem Rückenmark.
„Ich hoffe, dass das ein mentaler Rausch ist und niemals realisiert wird”, sagte dazu Kurienbischof Sgreccia. Eine derartige Wissenschaft sei widernatürlich und in diesem Sinn pervers.
„Das hätte natürlich ethische, aber in gewissem Sinn auch politische Folgen: Die Machthaber könnten in Zukunft Forschung und Technik derart vorantreiben und künstlich Menschen produzieren, ohne dass es die Vereinigung von Mann und Frau braucht. Auf lange Sicht gäbe es eine Technik, die Menschen nach Wunsch produziert, die die Sexualität verändert und die Familie abschafft.” (rv/pm) (NL Radio Vatikan, 02.02.2008).

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